Maya wollte sich auf keine Beziehung einlassen. Verpflichtungen, Abhängigkeit, gemeinsames Wohnen – das ist nichts für sie. Lukas bot ihr eine offene Beziehung an und sie stimmte bereitwillig zu. Sie ignorierte Kommentare ihrer Freundin: Du wirst sehen, dass du dich trotzdem verliebst, weil Frauen nicht anders können. Vielleicht ist es so, aber ich weiß, was ich will, dachte Maya. Nach einem Monat war es soweit: Lukas verliebte sich auch in sie. Solche Situationen sind jedoch selten.
Offene Beziehung = Partnerschaft ohne Verpflichtungen
Eine offene Beziehung sollte… „offen“, frei von Verpflichtungen und Verantwortung für einen anderen Menschen sein. Warum nennen wir es überhaupt „Beziehung“? Schließlich kann man, wenn man sich für diese Art der Beziehung entscheidet, Partnerloyalität, Treue oder Eifersucht zum Teil vergessen. Nun, selbst in einer offenen Beziehung legen die Partner bestimmte Regeln fest und halten sich an diese. Das betrifft vor allem die Art und Häufigkeit der Treffen und Grenzen, die im besten Fall keiner überschreiten sollte.
Wer entscheidet sich für dieses „Beziehungsmodell“?
Junge Frauen und Männer
Meine Erfahrung zeigt, dass viele junge Leute, die keine Kinder haben wollen oder die noch nicht überzeugt sind, ob sie sich Nachwuchs wünschen, diese Beziehungsform wählen. Es sind in der Regel Menschen zwischen 25. und 35. Lebensjahr – unabhängig, aber noch nicht bereit, eine Familie zu gründen. Der Grund dafür ist oft die Überzeugung, dass man zuerst etwas im Leben erreichen sollte.
Dieses Etwas ist in den meisten Fällen ein beruflicher Erfolg. Viele von ihnen arbeiten in großen Firmen und sind den ganzen Tag außer Haus. Wenn Sie abends nach einem anstrengenden Tag nach Hause kommen, wollen sie sich nur entspannen anstatt sich die Reden des Partners anhören zu müssen. Die Möglichkeit, eine offene Beziehung führen zu können, gibt ihnen Sicherheit, dass sie nichts im Leben verpassen. Für andere ist ihre Bindungsangst zu groß, um in einer „traditionellen“ Beziehung als Paar leben zu können.
Menschen mittleren Alters mit viel Beziehungserfahrung
Diese freien „Vögel“ könnten auch Ihre Eltern sein – also Menschen, die sich von ihren Partnern getrennt haben bzw. geschieden sind. Ihre Kinder sind schon erwachsen, sie haben eine eigene Wohnung, Arbeit, ihr Leben ist stabil. Wenn Sie einen neuen Partner/eine neue Partnerin kennen lernen, wollen sie meistens etwas erleben statt eine zweite oder dritte große Liebe zu finden.
Offene Beziehung und ihre Vorzüge
Offene Beziehungen geben den Partnern viel Freiraum. Jeder einzelne hat Zeit für Hobbies, Freunde oder Kino. Keiner muss sich für den anderen ändern und wegen ihm Kompromisse eingehen. Die Partner haben keine Langeweile miteinander und sind von Routine nicht bedroht.
Eine offene Beziehung erfordert ständige Bestätigung der Gefühle. Die Partner sehen sich selten und deswegen geben sie dem anderen mehr: Sie schicken heiße SMS-Nachrichten, machen Geschenke, gehen auf Reisen, verbringen Zeit attraktiv und aktiv. Und dann wächst die Temperatur der Gefühle. Sex in einer solchen Beziehung ist viel bunter als im Ehebett. Liebhaber sind experimentierfreudiger und reden offen über ihre erotischen Fantasien.
Offene Beziehungen bringen ebenfalls Risiken mit sich
Offene Beziehungen sind eine Art der Polyamorie (Mehrfachliebe), in der man gleichzeitig mehr als eine (Fern-)Beziehung hat. Das bedeutet, dass die Partner nie zu 100 % wissen, mit wem sie zusammen sind und sie haben keine Chance, sich gut kennenzulernen. Die Zukunft in so einer Beziehung ist sehr ungewiss und deswegen dauert sie in der Regel sehr kurz.
In vielen meinen Singlecoachings berichteten vor allem die Klientinnen, dass sie eine große soziale Belastung empfinden, denn der Stereotyp der alten Dame und des alten Junggesellen funktioniert immer noch in unserer Gesellschaft.
Sie haben das Recht, so zu leben wie Sie es möchten!
Die wachsende Popularität offener Beziehungen hängt mit unserem Lebensstil zusammen. Wir beobachten die Realität, die uns umgibt: Wir sehen Beziehungen von Freunden, Nachbarn, Kollegen von der Arbeit – überall finden wir ein Paar, das in einer Krise steckt. Wir wissen auch, dass immer mehr Ehen in einer Scheidung enden. In dieser Situation stellt sich oft die Frage: „Warum brauche ich das?“.
Eine freie Beziehung ist daher ein Schutz vor diesen Schwierigkeiten. Wenn etwas schief geht, kann man sich ohne unnötige Formalitäten wie Umzug voneinander trennen. Jeder von uns stellt andere Erwartungen an sein Leben – und das ist gut so. Viele Paare sind sehr glücklich damit und darum geht es im Leben!
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