Wer sich selbst nicht liebt, kann auch andere nicht lieben. Den Satz haben Sie sicher schon in unterschiedlichen Kontexten gehört. In diesem Blogartikel möchte ich mir diese oft als „Universalwahrheit“ dargestellte Aussage einmal näher anschauen – und Ihnen sagen, was ich davon halte und was Selbstliebe so wichtig für eine Liebesbeziehung macht.
Selbstachtung ist ungleich Narzissmus und Selbstverliebtheit
Einem Missverständnis muss ich gleich einmal vorbeugen: Wer sich selbst achtet und gut behandelt, ist nicht gleich ein Narzisst. Wer über alle Maßen selbstverliebt ist, lässt meist kaum Kritik von außen zu und denkt nur an sich. Selbstliebe ist nicht das gleiche wie Egoismus.
Sich selbst zu lieben heißt für mich stattdessen: Zufrieden und mit sich im Reinen zu sein. Zu wissen, welche Wünsche man hat und das Leben genießen zu können. Sich selbst als Menschen zu sehen und zu behandeln, der etwas wert ist.
Zerstörerische Beziehungsmuster
Viele Beziehungen sind zerstörerisch für einen der beiden Partner. Das muss nicht gleich heißen, dass körperliche Gewalt ausgeübt wird. Es reicht schon, wenn eine Ehefrau ihren Mann immer „klein hält“ und häufig Kritik an ihm äußert. Oder wenn eine Frau die ständigen Seitensprünge ihres Ehemannes ignoriert, obwohl sie seine Eskapaden stark verletzen.
In beiden Fällen leidet das Selbst der zurücksteckenden Partner; sie zeigen wenig Selbstmitgefühl. Diese Fälle entstehen aber oft erst, weil der gewalttätige Partner ein Problem mit der Selbstannahme hat – und deshalb keine Ressourcen, um Mitgefühl und Empathie für seine Mitmenschen zu entwickeln. Trotzdem haben die betreffenden Parteien – egal ob Gewalt ausübend oder Gewalt akzeptierend – das Gefühl, zu lieben.
Beziehungen führen geht auch ohne Selbstwert – lieben nicht
Jedoch hängt alles von der Definition der Liebe ab. Bedeutet lieben für Sie „nur“ selbstlos für den anderen da zu sein und ihm Gutes zu tun? Dann ist der eingangs zitierte Satz nicht zutreffend. Bedeutet Liebe für Sie aber,
- respektvoll miteinander umzugehen
- sich gegenseitig glücklich zu machen
- dem anderen auch einmal den Spiegel vorzuhalten und ihm dadurch Gelegenheit zum Wachsen zu geben
dann ist der Satz richtig.
Denn nur, wer sich selbst respektiert, zeigt anderen gegenüber Respekt. Nur wer weiß, was er braucht, bekommt dies auch von anderen. Deshalb setze ich in meinen Einzelcoachings und Singlecoachings auch beim Thema Selbstliebe an: Ich schaue mir mit meinen Klientinnen und Klienten in der Praxis an, welche „Baustellen“ es bei ihnen selbst gibt – und stelle ihnen Fragen wie
- „Welche Wünsche haben Sie?“
- „Gibt es ein Bedürfnis, das Sie haben und das einfach nicht erfüllt wird?
- „Wie verhalten Sie sich und schaden Sie sich dadurch selbst?“
- „Gehen Sie Ihrer Meinung nach liebevoll mit sich selbst um?“
Oft hilft diese Ansatz bereits dabei, sich selbst besser zu verstehen – und gegebenenfalls auch bessere Beziehungen zu führen und einen Partner zu finden, der gut tut.
Praxistipps und Übungen für das Selbstfürsorge-Selbstcoaching
Selbstwertgefühl lernt man nicht nebenher – auch wenn viele Artikel im Netz das versprechen und Beziehungsratgeber voll mit Tipps dafür sind. Selbstannahme bedarf viel Arbeit und Austausch mit anderen und ebenso viel Mut, sich seinen eigenen Problemen zu stellen. Trotzdem gibt es Rituale im Alltag, die hilfreich dabei sind, der Selbstablehnung den Kampf anzusagen und sich selbst ein besserer Freund zu sein:
Liebe Worte einfach annehmen
Nehmen Sie Komplimente und Lob öfter an – denn Sie sind meistens ernst gemeint! Gerade Frauen neigen dazu, Zeichen der Anerkennung einfach abzutun und sie zu relativieren. Werden Sie nicht rot und sagen Sie: „Ach, so toll war das doch gar nicht.“ Lächeln Sie das nächste Mal einfach und sagen Sie: „Danke!“ Das hilft, auch selbst daran zu glauben, dass man etwas Tolles geleistet hat und ist ein Booster für das Selbstvertrauen.
Sehen Sie nicht immer nur die Schwächen
Achten Sie einmal darauf, was Sie so den ganzen Tag über sich selbst denken. Führen Sie eine Strichliste und machen Sie immer einen Strich, wenn Sie zu sich selbst sagen: „Da hast du dich aber blöd benommen.“ „Das war nicht gut.“ oder „Das hättest du besser gekonnt.“
Abends suchen Sie sich für jeden Eintrag auf der Liste eine Sache, die Sie heute gut gemacht haben. Das fällt Ihnen schwer? Keine Angst, mit etwas Übung geht es bald besser. Wenn es auch nur kleine Dinge sind, die Sie sammeln: Sie stärken Ihr Selbstbewusstsein.
Tun Sie etwas für die Lebensfreude
Manchmal sollte man sich auch nicht zu sehr hinterfragen. Ihnen geht es nicht gut? Tun Sie etwas, das Ihnen Freude macht. Gehen Sie raus, treiben Sie Sport oder treffen Sie sich mit Freunden. So erhöhen Sie die Menge an Serotonin und anderen Botenstoffen in Ihrem Körper und lernen Lebenslust.
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