Die systemische Paartherapie ist ein wissenschaftlich anerkanntes psychotherapeutisches Verfahren. Es basiert auf dem sozialen Kontext psychischer Störungen. Außer in der Paarberatung kommt es auch in der ambulanten und stationären Psychotherapie sowie in der Rehabilitation und der Prävention zum Einsatz – damit zählt es zu den am weitesten verbreiteten Therapieformen.
Mittelpunkt des Ansatzes ist, den Einzelnen als Teil eines Systems zu sehen. Ich arbeite in meiner Paartherapie sehr gerne systemisch – kombiniere die therapeutische Technik aber auch oft mit anderen Ansätzen, wie zum Beispiel
- dem Entscheidungscoaching oder der kognitiven Verhaltenstherapie
- Kommunikationstraining
- innerer Team Arbeit
- Paar-Dialogen
- Problemlösetraining
- Mediation
Manchmal bin ich auch die „Verstehensförderin“. Sie können sich das vorstellen wie eine „Übersetzerin“, die die verschiedenen Sprachen der Partner spricht und diese dem anderen jeweils verständlich macht.
Die Ziele der systemischen Therapie
Paartherapie hat immer ein großes, übergeordnetes Ziel: Sie dient zum einen dem Verstehen und zum anderen dem Verändern – meist in dieser Reihenfolge. Sie als Paar sollen sich gegenseitig bedingende Verhaltensmuster erkennen und auflösen lernen, um Möglichkeiten der Beziehung neu zu gestalten. Systemische Beratung als Methode des Paarcoachings erklärt das Verhalten von Menschen nicht isoliert aus deren inneren Eigenschaften heraus – sondern viel mehr aus ihren Beziehungen untereinander und zu ihrer Systemumwelt. Sie zielt auf die Erweiterung von Wahrnehmungs- und Handlungsmöglichkeiten.
Systemische Beratung ist aufmerksam für den Kontext der Ratsuchenden und achtet deren Ressourcen und Autonomie. Ihre Tools helfen, indem sie
- gemeinsame Zirkel und Muster entdecken und wieder auflösen
- feste Konstrukte und Zuschreibungen über den anderen erkennen und auflösen
- die Perspektive des anderen annehmen
- eine „Draufsicht“ auf die Situation schaffen und damit einen Perspektivenwechsel
- unterschiedliche Bedürfnisse und Interessen erkennen
- Unterschiedlichkeiten annehmen
und das Kommunikationssystem des Paares in den Mittelpunkt stellt.
Systemisches Coaching: Die Methoden
Innerhalb der systemischen Paartherapie gibt es unterschiedliche Techniken, von denen ich Ihnen einige vorstellen möchte:
Das Teufelskreislauf-Modell
Häufig kommen Paare in meine Praxis und sagen, dass sie sich streiten und nicht mehr miteinander reden können. Gleichzeitig beklagen sie sich über das Verhalten des Anderen. Solche Beschreibungen lassen mich bereits erkennen: Zwischen ihnen hat sich ein Teufelskreislauf entwickelt. Teufelskreise sind davon gekennzeichnet, dass beide Partner versuchen, ein Problem zu lösen; jedoch tragen sie mit ihrem Verhalten unbewusst dazu bei, dass es nur noch schlimmer wird. Das Teufelskreismodell betrachtet diese Dynamik aus dem „systemischen Blickwinkel“.
Ziel bei der Therapie ist es, dass Partner ein anderes Verständnis für die Situation des Anderen entwickeln. Sie sollen sich wirklich zuhören und erkennen, was hinter den Vorwürfen steckt. Fragen, wie
- „Was ist das eigentliche Thema?“
- „Was löst das Verhalten des anderen in mir aus?“
- „Was bedeutet es wenn du…?“
- „Welche Gefühle sind mit den Verhaltensweisen verbunden?“
helfen dabei, den Teufelskreislauf in einen sogenannten „Engelskreislauf“ umzuwandeln.
Das systemische Fragen
Der Therapeut stellt bei der systemischen Therapie bestimmte Fragen. Der wichtigste Fragetyp ist das „zirkuläre Fragen“. Hierbei versucht der Paartherapeut, aus der Klientin oder dem Klienten Vermutungen über die Emotionen, Einstellungen und Meinungen anderer relevanter Personen „herauszukitzeln“. Eine solche Frage könnte zum Beispiel sein: „Was denkt Ihre Partnerin, wenn Sie eine Woche keinen Sport machen?“ So soll mit anderen Sichtweisen experimentiert werden. Mit Skalierungsfragen lassen sich in Paartherapien Einschätzungen mithilfe von Skalen abfragen. So müssen sich die Befragten auf die Intensität eines Gefühls festlegen und sich ausführlich damit beschäftigen. Ein Beispiel: „Wie schlimm war der Streit auf einer Skala von 0 bis 10?“
Hypothetisches Fragen lädt zu Gedankenexperimenten ein. Lösungsorientierte Fragen fokussieren – wie der Name bereits sagt – die Findung einer Lösung, anstatt zu sehr auf das Problem fixiert zu sein. An einer ähnlichen Stelle setzten die sogenannten Wunderfragen an. Mit diesen möchte ich von den Paaren Folgendes wissen: Woran können sie erkennen, dass über Nacht ein Wunder geschehen ist, dass das Problem gelöst hat?
Mini-Aufstellungen
Dieses Tool der systemischen Therapie macht die Paardynamik gut sichtbar. Der Therapeut bittet dabei einen der Partner, sich und dem anderen Partner eine Position im Raum zu geben. Wichtig sind dabei zum Beispiel
- der Standort und die Körperhaltung
- die Entfernung voneinander
- die Blickrichtung der Partner.
Manchmal nutze ich für diese Methode auch Aufstellungen auf dem Brett mit Holzfiguren, Playmobilmännchen oder Schleichtieren.
Mit einem Standbild kommen wir von den Worten weg, hin zum Grundsätzlichen: dazu, was trennt, was verbindet und wie das Paar zueinander steht. Denn manchmal sagt ein Bild mehr als tausend Worte! Es zwingt zur Reduktion auf das Wesentliche und macht genau deshalb wichtige Grundzüge deutlich.
Schlussintervention oder „Hausaufgaben“
Eine Methode, die bei mir nicht fehlen darf, ist die Abschlussintervention. Am Ende meiner Sitzungen gebe ich meinen KlientInnen ein Resümee mit auf den Weg oder ich stelle ihnen eine Hausaufgabe bis zur nächsten Therapiestunde. So fällt es leicht, beim nächsten Mal wieder an die vorangegangene Stunde anzuknüpfen und einen Zusammenhang herzustellen. Die Schlussintervention regt zum Ausprobieren und Weiterentwickeln innerhalb der Beziehung an.
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