„Mein Freund und ich leben seit Mai getrennt. Es kam zur Trennung, weil wir vor einem Jahr in einer großen Beziehungskrise steckten und diese damals nicht überwinden konnten. Seit einiger Zeit sprechen wir wieder miteinander und verstehen uns wirklich gut.“ Auch mit solchen Vorgeschichten kommen Paare in meine Praxis. Lässt sich eine gescheiterte Beziehung mit Hilfe einer Paartherapie wieder aufbauen? Das kläre ich im Folgenden.
Wieder zusammen?
Genau hier liegt der Hund begraben: Jeder der beiden Partner muss für sich selbst entscheiden, ob er die Beziehung im Paarcoaching retten will oder nicht – gab es doch sicher Konflikte, Streit, Reue, ganz viele schmerzhafte Worte, die sich nicht so schnell vergessen bzw. verzeihen lassen. Dabei steht aber eins fest: Jede Entscheidung hat ihre Folgen. Genau diese eventuellen Konsequenzen bespreche ich mit meinen Klienten in der Sitzung, weil ihnen diese in der Regel nicht ganz bewusst sind.
Alles wirr im Kopf
Meine therapeutische Erfahrung zeigt, dass viele Paare an einer Therapie teilgenommen haben, um ihr schlechtes Gewissen oder den Partner/die Partnerin zu beruhigen. Ihre Ziele waren von Anfang an unehrlich – und das bedeutete nach der Trennung für die verlassene Person schlichtweg eine Verlängerung der Agonie.
Ganz anders ist es, wenn die Partner nicht wissen, ob die Trennung wirklich eine gute Lösung war. Getrennt zu sein ist schwer, zusammen leben noch schwieriger. In einem solchen Fall kann eine Paartherapie durchaus helfen, weil ich den Klienten eine ganz andere Betrachtungsweise zeige.
Die Hoffnung stirbt zuletzt
Wo irgend möglich, gebe ich den Paaren in den Sitzungen Hoffnung, dass sie doch noch zusammen kommen können. Erstens bin ich der Meinung, dass wenn beide Partner an der Beziehung arbeiten wollen, das auch klappt. Und zweitens vergewissere ich mich, ob sie gemeinsam entschieden haben, dass sie sich noch die zweite Chance geben.
Sind sich die Partner nicht sicher, was sie wollen, konzentrieren wir uns darauf, was man in so einer Situation tun kann und was die beiden Partner brauchen. Sollten sie sich nicht einig werden, dann besteht immer die Gefahr, dass einer von den Partnern sich bemüht und der andere ihm alles zusätzlich erschwert.
Und drittens: wenn ein Paar zu mir kommt ist das der beste Beweis, dass sie an ihrer Beziehung arbeiten wollen. Sollte ich während der Therapie merken, dass sich die Klienten doch nicht verstehen oder dass ich bei ihnen keine Motivation zur Veränderung sehe, sage ich ihnen ganz offen, dass die Therapie nichts bringt.
Lenkrad und Kraftstoff
Manchmal vergleiche ich die Therapie mit dem Autofahren. Ein Paar entscheidet sich, in welche Richtung es fährt und bestimmt damit das Ziel ihrer Beziehung. Der Therapeut hilft den beiden, das Auto so zu lenken, dass sie das definierte Ziel erreichen. Der Kraftstoff ist dabei die Motivation. Auch wenn dieses Paar einen ausgezeichneten Therapeuten hat, liegt es an ihm, ob seine Motivation für die Rettung der Beziehung stark genug ist. Ohne den richtigen Kraftstoff gibt es nämlich keine Bewegung nach vorn!
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