In den meisten Beziehungen kommt es früher oder später zu Konflikten. Oft geht es um Kleinigkeiten, welche aber immer wieder zu größeren Problemen werden. Der eine Partner beklagt sich über das Verhalten des anderen – es kommt zu ernsthaftem Streit.
Sie wollen im Grunde genommen nicht miteinander streiten, aber das Szenario wiederholt sich wieder und wieder: Sie sind in einem Teufelskreis ihrer Paarkommunikation gefangen.
Teufelskreis mit systemischer Paartherapie durchbrechen
In der Eheberatung greife ich in solchen Situationen – in der beide Partner die Verantwortung für entstandene Konflikte ständig dem anderen zuschieben – auf das so genannte Teufelskreis-Modell zurück. Ziel dieser Methode ist es, dass beide Partner ein anderes Verständnis für die Situation entwickeln.
Das Verhalten der anderen Person verstehen
Es ist wichtig, den destruktiven Kreislauf zu durchschauen und Ideen zu entwickeln, wie Paare aus diesem Teufelskreislauf aussteigen können. In dieser ersten Phase frage ich meine Klienten, was genau passiert ist und was sie am meisten geärgert hat. Dabei ist es wichtig, dass beide Partner genau beschreiben und erklären, was geschehen ist.
Eigene Gedanken und Gefühle ergründen
Teufelskreise sind davon gekennzeichnet, dass beide Partner versuchen, ein Problem zu lösen – jedoch mit ihrem Verhalten unbewusst dazu beitragen, dass es nur noch schlimmer wird. Denn das Verhalten beider Partner verstärkt sich wechselseitig. Deshalb sollten beide Partner in sich gehen und mir folgende Fragen beantworten:
- „Was löste das Verhalten des Partners in Ihnen aus?“
- „Was bedeutet es für Sie, wenn Ihr Partner sich so verhält?
- „Welche Gefühle und Gedanken hat das in Ihnen ausgelöst?“
Die Dynamik des Teufelskreises verstehen
Der Teufelskreislauf ist ein immer wieder ablaufendes Muster von schädlichen Beziehungsdynamiken und Verhaltensweisen, die sich gegenseitig bedingen und aufschaukeln. Die Partner werfen sich jeweils vor, die Ursache des Problems zu sein: „Weil du… machst/bist, muss ich…“ – oder anders gesagt: „Meine Fehler sind durch dich verursacht“. Typischerweise gibt es keinen Anfang und kein Ende.
Das Teufelskreismodell betrachtet die Dynamik aus dem „systemischen Blickwinkel“: In einem klassischen Beispiel berichtet Watzlawick von einem Ehepaar, bei dem sich die Frau darüber beklagt, dass der Mann so häufig abends weg geht (und der Mann abends weg geht, weil er die häufigen Klagen seiner Frau nicht mehr hören mag). Durch diese Dynamik schaukelt sich der Teufelskreis immer mehr auf, so dass in einem fortgeschrittenen Zustand bereits Kleinigkeiten ausreichen, um den Konflikt eskalieren zu lassen.
Perspektivenwechsel durchbricht den Teufelskreislauf
Ziel der Eheberatung ist die Erkenntnis, dass nicht der Partner der Feind ist, sondern das negative Interaktionsmuster. Denn was als gemeinsame Kreation erkannt wird, lässt sich verändern – und das wiederum ist aussichtsreicher als zu versuchen, den Partner in jemand anderen zu verwandeln.
Hierzu dürfen Sie die Perspektive Ihres Partners einnehmen. So gewinnen Sie ein anderes Verständnis für die Situation des anderen und können sich einmal wirklich zuzuhören, was denn tatsächlich hinter den Vorwürfen steckt.
- „Was ist das eigentliche Thema?“
- „Was löst das Verhalten des anderen in mir aus?“
- „Was bedeutet es, wenn du…?
- „Welche Gefühle sind mit den Verhaltensweisen verbunden?“
Diese Fragen helfen Ihnen, den anderen einmal wirklich zu erreichen – kurz: den Teufelskreislauf in einen Engelskreislauf, in eine sogenannte „waagerechte Kommunikation“ umzuwandeln.
So lösen Sie sich aus dem Teufelskreis
Statt den anderen als Verursacher für die Situation zu beschimpfen, ist es sinnvoller zu verstehen, wie man selbst den anderen in den Teufelskreis hineinzieht. Oftmals halten sich darin beide durch ihr eigenes Reaktionsmuster gefangen:
- Ein Partner greift den anderen an und zwingt ihn, sich zu verteidigen oder zu rechtfertigen.
- Wenn der andere sich rechtfertigt, lädt er den anderen wiederum dazu ein, weiter anzugreifen.
Dieses Muster gilt es zu erkennen und umzuwandeln, indem die Partner einander zeigen, was sie vom anderen brauchen. Dazu ist Offenheit nötig. Die Partner können auf eine Metaebene gehen und den Teufelskries als „gemeinsamen Feind“ anerkennen.
Sagen Sie Ihrem Partner einmal wirklich und ehrlich, was Sie bisher vielleicht zu verstecken versucht haben! Erkennen Sie Ihre eigenen Gefühle, Ängste (z.B. Ihre Verlustangst), Gedanken, Bedürfnisse und Abhängigkeiten und drücken Sie aus, was wirklich dahinter steckt.
Ausstieg in 4 Schritten
- Wählen Sie zunächst eine Situation der letzten Zeit aus, die Sie gern verändern würden.
- Erkennen Sie zunächst einmal für sich selbst, welche Gefühle und Ängste zu dem von Ihnen gezeigten Verhalten geführt haben.
- In einem ruhigen Gespräch erklären Sie Ihrem Partner, aus welchem Grund Sie sich so verhalten haben, wie Sie sich gefühlt haben, ohne es ihm zu zeigen – und was Sie stattdessen von ihm brauchen würden.
- Der Partner macht die gleichen 3 Schritte.
Das Erforschen des Teufelskreises ist noch keine endgültige Lösung; es bringt jedoch Entlastung als ersten Lösungsschritt, indem Sie den anderen in seiner Welt besser verstehen. In Anschluss können Sie das partnerschaftliche Problemlösen angehen – gegenseitiges Verstehen-Wollen ist dafür die Basis.
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